Presse > Theaterkritiken > 2.5.2006
Über 100 Stufen auf die Alm

"Swiss Made" Im Thalia-Nachtasyl


So ist das bei Bergwanderungen: Die Belohnung kommt immer erst auf dem Gipfel. Das ist auf dem Matterhorn nicht anders als im Nachtasyl, der über 100 Stufen zu erklimmenden Bar des Thalia-Theaters, die Schauspieler Markus Graf nun gelegentlich mit den Musikern Haagen, Schröder und Verhovec zur neutralen Zone erklärt: "Swiss Made" heißt ihr gemeinsamer Heimatabend.

Und schon bei der Besteigung lernt der neugierige Theatertourist den Unterschied zwischen dänischer und Schweizer Flagge - eine in manchen muslimischen Ländern überlebensentscheidende Kenntnis. Auch im Nachtasyl geht es dann sehr rot-weiß zu, ein Pudelmützen-Wilhelm-Tell bläst ins Alphorn, und es macht den Eindruck, als müßte es irgendwie nach Heuwiese, Toblerone und frischer Wäsche duften. Zwar wird im Laufe des Abends in der Tat auch noch gejodelt, aber die drei musikalischen Geißenpeter und ihr Thalia-Alm-Öhi Markus Ernscht Graf zeigen auch die melancholische Seite der Schweiz. "Captain of her heart", vorgetragen in einer wunderbar zartbitteren Version, "On my way-ay-ay in L.A." oder "The Race". Und wer hat's erfunden? Die Schwyzer - in diesem Fall Kurt Maloo, Phil Carmen und Yellow. Ein zauberhafter kleiner Abend, der den Aufstieg ins Nachtasütli allemal lohnt: S'isch cool, män! msch

Hamburger Abendblatt vom 2.5.2006
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